Ein Projekt mit Michael Gees

Man stelle sich Folgendes vor…

Es ist Dienstagmorgen, 11.30 Uhr. Die Aula des RHGs füllt sich nach und nach mit Schülerinnen und Schülern aus der 5. und 6. Klasse und Ensemblemitgliedern der höheren Jahrgänge aus Sinfonieorchester, Bläserensemble und Chor.

Auf der Bühne steht ein Flügel, davor sitzt ein Mann in Jeans, grünkariertem Hemd und Hosenträgern und wir hören die Geschichte seiner Kindheit in eine Fantasiereise verpackt.

„Stellt euch mal was vor“… und alle Schülerinnen und Schüler stellen sich vor, wie solch eine Kindheit als musikalisches Wunderkind am Klavier wohl aussehen könnte. Wir sind fasziniert – „so ein interessanter Künstler besucht das RHG!“

Michael Gees, Komponist und Pianist aus Gelsenkirchen besucht das RHG, um die Schülerinnen und Schüler mit seinem Konzept von einer „Tönenden Stadt“ (https://dietoenendestadt.com) vertraut zu machen.

Auftakt in der Aula mit Fady und Wiktoria (Foto: Paschalidou)

Auftakt in der Aula mit Fady und Wiktoria (Foto: Paschalidou)

Zunächst spielt er aber sein 1978 komponiertes Scherzo am Klavier, das das junge Publikum begeistert. Im Anschluss zeigt er mit Fady (Kl. 6, Saxophon) und Wiktoria (Kl. 6, Euphonium), was der Hauptgedanke einer „Tönenden Stadt“ ist. Fady beginnt ein Lied, Herr Gees übernimmt diese Melodie und variiert sie am Klavier, dann übernehmen wieder Fady und Wiktoria, Melodiestücke werden einander zugeworfen, wieder aufgegriffen und variierend weitergeführt, Klänge entwickeln sich ganz frei: das ist Teil des sogenannten „aleatorischen“ (zufallsgeleiteteten) und „improvisierenden“ Vorgehens beim Musizieren, das bei diesem Projekt im Mittelpunkt steht.

Der 1. Teil des musikalischen Versuchs ist gelungen. Alle drei Künstler erhalten ihren wohlverdienten Applaus.

Nun geht es mit allen Mitwirkenden auf den Schulhof. Herr Gees leitet zusammen mit seinem Mitstreiter Michael Walter (ebenfalls Komponist) die in Gruppen stehenden Bläser, Streicher und Sänger an, sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler für wichtige Aspekte dieser improvisierenden Arbeitsweise: „Spielt einen Ton so laut wie möglich, so leise wie möglich, übernehmt den Ton/Klang/die Figur der Streicher, hört aufeinander, steigt ein, übergebt den Klang, ….“ So oder so ähnlich lauten die Anweisungen des Initiators der „Tönenden Stadt Gelsenkirchen“ und man staunt, dass es ca. 200 Schülerinnen und Schüler gelingt, sich auf diese für sie völlig neue Art des Musizierens einzulassen und die notwendige Konzentration aufzubringen, dem Komponisten dieser „Neuen Musik“ aufmerksam zuzuhören und dessen Anregungen aufzugreifen.

Zum Ende des Projektes bilden die Schülerinnen und Schüler „Planetensysteme“, die musikalisch um eine „Sonne“ kreisen. Es gibt durchaus den einen oder anderen „Planetencrash“, aber das musikalische Universum ist auch erfüllt von wunderbaren und mit Engagement erzeugten Klängen!

Konzepte der „Neuen Musik“, aleatorische Verfahren und freie Improvisation gehören im 20./21. Jahrhundert zu den wichtigen Bausteinen der sogenannten „Klassischen Musik“. Sie ermöglichen nicht nur ausgebildeten Musikerinnen und Musikern, sondern auch unseren Schülerinnen und Schülern einen experimentelleren, selbstgesteuerten und damit äußerst aktiven Zugang zur musikalischen Bildung.

Wir danken Michael Gees für diese Bereicherung und freuen uns auf ein „bald wieder“! (S.R./X.P.)

Demnächst wird es an dieser Stelle noch ein Video von der Veranstaltung geben.

Zum Musizieren bereit: 200 Schülerinnen und Schüler des RHG (Foto: Paschalidou)

Streicherklänge: konzentriert und motiviert bei der Arbeit (Foto: Schomäcker)

Die Komponisten des Projektes: Michael Walter (links) und Michael Gees (Foto: Schomäcker)

Planetensysteme (Foto: Schomäcker)

Planetensysteme (Foto: Schomäcker)